Wahoo - das Schiff Text von Skipper Nikolaus Gutknecht Das Konzept zu dieser Segeljacht basiert
auf meinen Erfahrungen mit vielen grossen und kleinen Jachten auf
verschiedenen Meeren und mit einem alten dänischen Fischkutter auf einer
Reise nach Tahiti.
Das Rigg Flügelsegel (Sail-Wing)
Darum ist das auffallendste an der WAHOO wohl ihr Rigg: zwei unverstagte
Masten an denen schmale, hohe Gaffelsegel von 47 m2 resp. 45
m2 mit einer Zuspitzung (1) von 0,4 gefahren werden.
Unten werden die beiden Segel durch Gabelbäume kontrolliert, oben durch Gaffeln. Die Besan-Gaffel ist durch einen Ausleger nach vorne verlängert. Ausleger und Gross-Gaffel sind durch eine Balance-Leine verbunden. Damit können wir den Gaffel-Anstellwinkel beider Gaffen gleichzeitig einstellen.
Wir kontrollieren also beide Segel von unten (über Baum und Schot) bis zum Top (über Gaffel und Balance-Leine). So erhalten wir zwei erstaunlich gute Segelprofile. Da wir die Segel weit über 90° ausfieren können, segeln wir diese Profile von hart am Wind bis vor dem Wind. So erreichen wir annähernd gleiche Geschwindigkeiten von 60° bis 150° zum Wind. Unter 60° am Wind geht die Geschwindigkeit auch bei diesem Rigg kontinuierlich zurück.
Beim "Schmetterling"-Segeln fahren wir den Besan auf der Leeseite und fieren ihn so weit auf, dass er auch in dieser Stellung als Profil wirkt. Das Grossegel fahren wir auf der Luvseite so dicht, dass das Achterliek als Wind Eintrittskante funktioniert. Dadurch wirken beide Segel als Profile mit Saugseite nach Luv. Das bringt nicht nur Geschwindigkeit. Und - hoch willkommener Nebeneffekt: Das dämpft auch das Rollen, ab gut Windstärke 4 rollt das Schiff kaum mehr!
Wie wirksam ist diese Segelführung nun in der Praxis? Wir haben die Jacht nun während vierzehn Jahren im Mittelmeer, Nordatlantik und in der Karibik gesegelt, weit über 40.000 sm. Halbe bis achterliche Winde Bis etwa 15 kn Wind setzen wir den 140 m2 Blooper zusammen mit dem Besan-Segel. Bei 10 kn Wind läuft die WAHOO damit bei etwa 80° zum scheinbaren Wind, 4 kn und bei halbem Wind etwa 6 kn. Ab 15 kn Wind setzen wir statt des Bloopers das Gross und erreichen damit fast die selbe Geschwindigkeit. Bei halbem Wind um 22..24 kn und flachem Wasser überschreiten wir die Rumpfgeschwindigkeit von 8,5 kn. Die Geschwindigkeit bleibt über den Bereich 70° - 160° fast konstant, weil wir dem Wind über den gesamten Bereich die beiden Segelprofile im richtigen Anstellwinkel bieten können. Erst wenn das achtere Segel das vordere abzudecken beginnt und wir "Schmetterling" segeln, geht die Geschwindigkeit leicht zurück. Surfen Ab 25 kn Wind und Winkeln zwischen 100° und 160° zum Wind und entsprechender Welle von achtern, beginnt die WAHOO zu surfen. Amwind-Kurse Das etwas hohe Gewicht des Schiffes
wirkt sich bei sehr wenig Wind negativ auf die Geschwindigkeit aus, da
wir noch immer kein effizientes Vorsegel setzen können (bisher hat uns
das eher selten gestört - ein Vorsegel ist aber in Vorbereitung). Segel bergen In den Wind fahren, die Segel in das zwischen den Gabelbäumen gespannte Netz fallen lassen und mit der ständig angeschlagenen Persening fest machen. Reffen Bei kurzen Gewitterböen fieren wir zuerst
einmal die Balance-Leine, die Segel wehen oben aus und der Druck
verringert sich. Ist abzusehen, dass der Wind stark bleibt, beginnen wir
aber sofort mit dem Reffen. Am Wind: um etwa 20 kn Wind herum zeigt die
WAHOO durch stärkeren Ruderdruck an, es ist Zeit den Besann zu reffen.
Halb bis achterlich: bis 25 kn Wind können wir die Segel stehen lassen.
Dann reffen wir den Besan um eine Bahn - als nächstes dann das Gross und
so weiter. Rigg - Zusammenfassung Segeln mit diesem Rigg ist einfacher und kräftesparender als mit herkömmlichen - wenn wir von den hochtechnisierten Rollreff-Anlagen absehen. Den grössten Vorteil sehen wir nicht beim Kreuzen - das bei uns nur aus Ruderlegen besteht - sondern einerseits beim Reffen und anderseits beim Segeln vor dem Wind. Wir brauchen keine Spi- und Passatbäume und bieten dem Wind immer unsere beiden Flügelprofile. Das bringt Geschwindigkeit mit kleiner Segelfläche. Und vor dem Wind - "Schmetterling" segelnd - dämpfen die Saugseiten der Profile - als Zusatzeffekt zur Geschwindigkeit - das unangenehme Rollen. Bei den 2200 sm unserer ersten Atlantiküberquerung, als Beispiel, haben wir eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 6,33 kn gefahren, grösstes Etmal war 184 sm oder 7,33 kn Durchschnitt. Schamfilen Der letzte, aber für Fahrtensegler nicht unwichtige Punkt: die Segel können weder an Wanten noch Salingen schamfilen. Nach über 20.000 sm haben wir ein paar Nähte nachgenäht; nach 40.000 sm waren dann neue Segel fällig. Das Wohnkonzept Grosse Flächen an Deck zum Leben, Arbeiten, Essen, Schlafen helle, grosszügige, unverbaute Räume unter Deck. In warmen Gegenden leben wir vor allem auf dem grossen Brückendeck, wo uns jeder Lufthauch erreicht und erfrischt, tagsüber natürlich unter dem grossen Sonnendach.
Sicherheit Der Motor- und der Kettenraum sind durch wasserdichte Schotten von den Innenräumen getrennt. Die anderen Räume können durch wasserdicht verschliessbare Türen gegen einander abgeschottet werden. Energieversorgung 3 Solarpanelen, die zusammen als Maximum 12 Amps in die 4 Batterien à 135 Amps einspeisen, ein Wellen- und ein Motor-Alternator. Das reicht im Normalfall um die 160 lt. Kühltruhe, Licht und Elektronik zu betreiben. Den Motoralternator brauchen wir sehr selten zum Aufladen. Beim Nacht-Segeln genügt der Wellenalternator ab 4 kn Geschwindigkeit für die Navigationslichter und den Robertson Steuerautomat. Trinkwasser Wir pumpen es aus unseren 2 Tanks - beide knapp 500 lt mit je 100 lt. Reserve - durch einen Grob-, einen Keramik- und einen Kohlenaktiv-Filter. Gekühlt schmeckt es wie Bündner Quellwasser... Zusammenfassung Wir segeln und wohnen nun seit vierzehn Jahren auf diesem Schiff und sind noch immer von seinem Konzept überzeugt. Es ist wirklich eine Jacht zum Erkunden noch weitgehend unbekannter Gewässer und Ufer... zum Leben und Reisen abseits der ausgetrampelten Wege und Wasserstrassen.
Technische Merkmale
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