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27. Juli / Ju
Hier, im 'cercle de voile de Dakar' CVD, liegen wir recht
angenehm. Das Tollste vorneweg: es hat keine bis kaum Moskitos,
weil es so stark windet und wir recht weit vom Land entfernt
liegen. Die Temperaturen, vor allem nachts, sind auch angenehm.
Der Club hat ein Taxiboot, eine navette, die man mit Hupen oder
Pfeifen oder anderem Lärmen herbeirufen kann. So brauchten wir
unser Dingi nicht zu wassern. Es von allen Befestigungen
loszuzurren, mit der Ankerwinsch die gut 60 kg zu Wasser zu
lassen und die ganze Übung am Schluss in der anderen Reihenfolge
wieder zu absolvieren ist eine Büez. Kommt dazu, dass wir es so
weder von den 'denti di cane', kleinem,aber messerscharfem
Muschelbewachs säubern müssen noch müssen wir den Motor abends
an Bord hieven und das Dingi festketten - Anti-Klau-Massnahmen!
Der Club hat eine Bar mit moderaten Preisen, die Benutzung des
Internet ist gratis und direkt vor dem Eingangstor steht der
Stand von 'Mama légumes', der Gemüsefrau, die schöne Sachen feil
hält. Auch Brot und anderes gibt es in unmittelbarer Nähe.
Wasser werden wir gratis beziehen können, natürlich hat es auch
Duschen. Also ein toller Service und das für ca. 10 Franken am
Tag. Klaus hatte am Ankunftstag zum ersten Mal seit 11 Wochen
wieder eine Dusche geniessen können. Wir waren bei unserem
Ausflug in die Casamance ja schon in einem Hotel mit Duschen...
Aber keine falschen Vorstellungen: das abendliche Einseifen im
Meerwasser mit anschliessendem Kurzspülgang mit Süsswasser ist
selbstverständlich. Hatte ich eigentlich schon geschrieben, dass
es in Gambia für uns das beste Brot gab? Hier lassen leider die
französischen Baguettes wieder grüssen ... Ansonsten sind
aber auch hier die Leute, es sind vor allem Fischer, nett und
wenn sie einigermassen französisch reden, kommt man gut mit
ihnen ins Gespräch. Heute morgen wurde ich allerdings grad
zweimal davor gewarnt, alleine am Strand zwischen den Booten und
dem Fischmarkt entlang spazieren zu gehen. Es hätte halt doch
immer wieder junge Herumlungerer, die es auf einzelne Toubabs,
bzw. deren Wertsachen abgesehen hätten. Bei unserem Besuch im
Zentrum Dakars, beim grossen Platz und den Gassen drumherum,
haben wir auch feststellen müssen, dass da die Strassenverkäufer
echt aggressiv sind und einen auch nach klarem und noch
höflichem Abwimmeln nicht in Ruhe lassen. (Ist der Ausdruck
abwimmeln eigentlich noch neutral - oder schon unhöflich?) Wenn
sie dir ihre Sachen in die Hand bzw. die Hemdentasche zu drücken
beginnen und dich auch nach energischerem Auftreten noch
umringen und verlangen, dass du etwas kaufst, dann wird es
ungemütlich. Offenbar lassen sich Touristen von diesem Verhalten
einschüchtern und kaufen dann halt. Wir haben dann
zurückgeschubst und unhöflich geschimpft, worauf wir zu hören
bekamen, wir sollten doch den nächsten Flieger nehmen und wieder
abhauen ... Ist ja auch mal eine Erfahrung, die sonst eher die
andern machen... Zwei, drei Strassen weiter aber ist es wieder
normal, ein 'merci' oder 'la prochaine fois' reichen aus.
Gross-Dakar hat 2,71 Millionen Einwohner, das Zentrum weist
viele moderne Bauten und Hochhäuser auf. Die Fahrzeuge sind in
einem viel besseren Zustand als in Gambia, von den Strassen ganz
zu schweigen. Allerdings ist das eben die Hauptstadt, überhaupt
die Metropole von ganz Westafrika. Bankautomaten, und
funktionierende, gab es im Zentrum zuhauf. Dafür sind generell
die Preise höher als in Gambia. Das wussten wir ja, deshalb
hatten wir wo immer möglich dort 'le plein' gemacht. Auf dem
Land ist alles dann auch wieder anders, wie wir es in Südsenegal
schon gesehen haben. Ausser den Preisen. Ich habe mit einem
Uniformierten der Nationalen Sicherheit geplaudert, der
hier am Strand aufpasssen soll, dass mit den Fischerpirogen
niemand illegal das Land zu verlassen versucht. Ihm war sicher
langweilig und er hat die Abwechslung geschätzt, hat mir eine
Zigarette angeboten. Auf meine Frage sagte er mir, das
Hauptproblem sei die allgemeine Teuerung. Immerhin sei Senegal
politisch stabil und in die Infrastruktur sei ziemlich
investiert worden. Aber alles werde immer nur teurer, ohne
Ausgleiche. Meist habe in einer Grossfamilie von 10 Leuten nur
einer eine Beschäftigung mit Lohn, der dann für alle ausreichen
müsse. Ein Tageslohn eines Arbeiters beträgt CFA 2500, das wären
sfr. 6.25. Es verhungere auch hier niemand, aber alle fast, bzw.
sie müssten wirklich schauen, sich irgendwie über Wasser halten
zu können. So begreift man dann halt schon, dass ein auch nur
kleines Geschäft mit einem Toubab einen Tageslohn ausmachen kann
und dementsprechend die Dienste oder Produkte offensiv angeboten
oder aufgedrängt werden.
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24. Juli / Th
Unser Kurztripp von Banjul nach Dakar verlief problemlos. Am
Morgen, als wir uns in der Lamin Lodge verabschiedeten, hats
noch geregnet, als wir losfuhren, wars trocken und Banjul
passierten wir bei Sonnenschein. Wir konnten das meiste segeln,
aber am Mittwoch morgen schlief der Wind ein und wir mussten
noch 3 Stunden motoren. Nun liegen wir im Norden von Dakar
inmitten von Segelschiffen (Google
Earth) vor dem lokalen Jachtclub. Dieser bietet sehr guten
Service inkl. gratis Internet.
Heute waren wir in der Stadt um den Papierkram zu erledigen und
eine erste Stadttour zu absolvieren.
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22. Juli / Ju
In den letzten
Tagen haben wir alles soweit hergerichtet und aufgefüllt, dass
wir nur noch die Papiere (Zoll und Immigration) 'machen' und
dann eigentlich lossegeln könnten. Wir haben also mit drei
Fuhren je 200 Liter Diesel gekauft und angeschleppt. Klaus hat
die eine Winsch auseinander genommen und gefettet und sich von
einem Schneider die Nähte der Sonnenabdeckung flicken lassen.
Die Grundnahrungsmittel, Pasta und Konservendosen sind wieder
vorrätig. Ebenso die ganze Palette an frischem Gemüse, nämlich
Zwiebeln, Gurken, Tomaten (verpampen sehr schnell), Peperoni,
Butterkürbis, Okra, Kabis, Süsskatroffeln (ein erstes Mal
ausprobieren), Auberginen und Kartoffeln (sind fast alle innen
schwarz und faul). Die Wäsche ist von einer Frau aus dem Dorf
nicht gerade termingerecht, aber wieder sauber und trocken
abgeliefert worden und unter Dach und Fach. Ich mache immer
wieder mal Handwäsche, so Leibchen, Slips, dünne Shorts etc.
Richtige Wäsche (Küchentücher, Bettwäsche, Hemden, Hosen, unsere
immer 'braunen' Frottetücher, Unterwäsche) haben wir immer für
mal mehr, meist wenig Geld auswärts gegeben. Das selber zu
machen wäre ein Riesenaufwand, die alten Zeiten lassen grüssen!,
und hätte uns vor allem viel zu viel Wasser verbraucht. Die
Wäsche waschen zu lassen war auch nirgendwo ein Problem.
Manchmal eine logistische Herausforderung. In den arabischen
Ländern wimmelt es von Wäschereien, in Südafrika/Namibia war
alles gut beschriftet, hier und in Madagaskar aber musste ich
mit viel Herumfragen erst herausfinden, wer das wo machen
könnte. Das hat aber auch immer zu spannenden Kontakten mit der
Lokalbevölkerung geführt. Zweimal hatte ein Yachtclub auch
eigene Waschmaschinen, wo ich dann alles, nicht nur das
nötigste, selber waschen konnte. Wassermässig hat Thomas
bei der Runterfahrt auf dem Gambia unter Motor ausprobiert, ob
der Wassermacher auch mit diesem trüben Wasser voller Sedimente
klar kommt. Er kam klar! Überhaupt ist dieses Teil dasjenige,
das bis anhin ohne jegliche Panne und zuverlässig seine Leistung
erbracht hat. Im Gegensatz zum Tiefenmesser, welcher nun
grossmehrheitlich spukt. In diesen Untiefen hier mit dem grossen
Unterschied Ebbe - Flut ist das eher lästig. Thomas ist immer
mal wieder mit dem guten alten Handlot unterwegs, wir sind aber
auch ein paar Mal schon aufgehockt. Dazu hat Thomas heute alle
Kanister mit Regenwasser gefüllt, die er aus dem Dingi
abgeschöpft hatte. Mit andern Worten: heute Morgen hat es über
Stunden geregnet, die Temperaturen waren recht kühl, alles grau
in grau verhangen, die Sonne kam nie durch, so fast wie manchmal ein Julitag in der Schweiz.
Eine direkte positive Folge davon ist, dass das Meerwasser auch
hier in den Mangroven nun nicht nur zum waschen dient, sondern
uns wirklich eine Abkühlung verschafft. Der Regen wird hier in
der Landwirtschaft auch dringend gebraucht und die Natur zeigt
sich sehr grün, üppig und regenwaldartig. Wo wir vor 5 Wochen
noch Unkrautbuschgestrüpp vorfanden, wird nun gejätet und
angepflanzt. Gemüse, darunter vieles uns unbekannte, viel Reis.
Es sind auch bis zum 8. September Schulferien, damit die Kinder
ihren Familien auf dem Feld helfen können. Um
nach Dakar segeln zu können, bräuchten wir Südwind, wie er hier
in den letzen Tagen vorherrschte. Aber wie immer hat jetzt
dieser Wind natürlich gedreht und somit warten wir ab morgen auf
das richtige Wetter. Sollte es sich verzögern, so würden wir den
14. Jahrestag der Revolution, gefeiert am 22. Juli, hier
verbringen, bzw. in Banjul und mal schauen, welche Post hier so
abgeht ...
Doch keine Fete. Die beiden
Männer erledigten den Papierkram und berichten, dass die
Strassen in Banjul gesäubert und generell aufgeräumt werde.
Nötig war es ja! Da die Windprognosen für morgen zwar auch nur
ein kleines Südwindfenster anzeigen, aber weit und breit kein
grösseres im Anzug ist, haben wir beschlossen, morgen hier weg
zu fahren und Gambia zu verlassen. Wir machen noch ein paar
kleinere Geschenke, zwei T-Shirts konnte ich noch erübrigen, der
örtlichen Klinik habe ich Verbandsmaterial vorbei gebracht.
Bücher hatten wir mit Peter und Joe von der Lodge hier bereits
früher ausgetauscht. Bei Mamie Binte habe ich das letzte
Mal Mangos geholt. Ismajlia hat uns, also genauer Klaus und
Thomas, das letzte Mal Shrimps geschält und verkauft. Wir sind
dabei uns zu verabschieden und es heisst schon allenthalben "we
will miss you". Ich werde Gambia und die Menschen hier
jedenfalls in sehr guter und lieber Erinnerung behalten.
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15. Juli /
Th Gestern
Nachmittag sind wir wieder bei der Lamin Lodge angekommen. Die
Einfahrt in die Creeks zwischen den Mangroven war nicht ganz
einfach. Da der Tiefenmesser zur Zeit grad eine schlechte Phase
hat (er zeigt eher zufällige Tiefen an, als die Realität) und
unser Skipper mehr auf seinen Instinkt als auf den GPS vertraut,
sind wir ein paarmal auf Grund gelaufen. Das ist nicht weiter
schlimm, da der Grund hier sehr weich ist. Aber man verliert
immer Zeit, weil man warten muss, bis der Wasserspiegel wieder
steigt. Kurz vor dem Ziel sind wir dann in unser bisher
heftigstes Gewitter geraten. Es hat geblasen und geregnet, so
dass man nur noch etwa 50 Meter weit gesehen hat. Es hat auch
heftig geblitzt und gedonnert - wir waren mitten drin. Und so
hatten wir redlich Mühe, den richtigen Eingang zu finden. Am
Schluss hats dann wie immer doch noch geklappt und wir liegen
wieder an unserem ruhigen Ankerplatz mitten in den Mangroven (Google
Earth). Als wir den Anker geschmissen hatten, war das
Gewitter auch schon wieder vorbei.
Heute haben wir unsere Vorräte wieder ein wenig aufgestockt
(ausserhalb der Region um die Hauptstadt gibt es sehr wenig zu
kaufen) und ein relativ schnelles Internet-Cafe aufgesucht.
Darum gibt es jetzt auch endlich mal wieder neue
Bilder für die daheim Gebliebenen.
Gestern morgen wollten wir noch frischen Fisch und frische
Shrimps kaufen. Am Ende hatten wir dann vier Mangos und eine
Hinterkeule von einem (äh sorry Genititv - natürlich eines)
frisch geschlachteten Kitzlein(s) erstanden. Die ist Klaus zur
Zeit am grillieren - wir sind gespannt.
Morgen müssen wir noch ein Drahtseil für die Schiffssteuerung
ersetzen. Dann noch Diesel besorgen und an Bord bringen (der ist
hier zum Glück noch nicht so teuer wie in Europa oder Senegel,
aber doch auch schon ein Euro pro Liter), Vorräte aufstocken und
auf guten Wind warten. Die nächste Etappe ist ca. 100 Meilen bis
nach Dakar, der Hauptstadt Senegals.
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13. Juli /
Th Bald schon sind
wir wieder an der Mündung des Gambia. Vier Stunden fahren wir
jeweils mit der auslaufenden Tide flussabwärts. Wie früher
beschrieben, hat man flussaufwärts jeweils 10 Stunden Zeit, um
mit dem Strom aufwärts zu fahren. Die Kehrseite dieses an sich
positiven Effektes ist, dass diese Zeit flussabwärts auf gut 4
Stunden zusammenschmilzt. Wir können also gut 4 Stunden fahren,
dann müssen wir wieder 6 Stunden warten, während der Fluss
ausfwärts strömt. Da wir nur bei Tageslicht fahren können,
bleibt es in der Regel bei einer 4 Stunden Etappe pro Tag.
Für die, welche an den Hintergründen interessiert sind, hier
eine Zusammenfassung unserer diesbezüglichen Erkenntnisse (wens
nicht interessiert, solls einfach überspringen):
Ebbe und Flut treten in einem Rhythmus von gut 6 Stunden auf,
also 6 Stunden steigt das Wasser, dann ist Hochwasser (oder
Flut). Danach sinkt das Wasser während 6 Stunden bis zum
Niedrigwasser (oder Ebbe). Und dann beginnt das Ganze wieder von
vorne. Da es ein wenig länger als 6 Stunden dauert (das hängt
mit der Umlaufzeit des Mondes zusammen), verschiebt sich das
Ganze um etwa eine halbe Stunde pro Tag. In einem Fluss kommt
jetzt aber zu dieser Sache noch das den selbigen
herunterfliessende Flusswasser ins Spiel. Durch das
Zusammenspiel dieser Faktoren bewegt sich dieses Tide System mit
einer Geschwindigkeit von ca. 14 Knoten flussaufwärts. Das
heisst, pro 14 Meilen verschiebt sich zum Beispiel der Zeitpunkt
der Ebbe um eine Stunde. Wenn man an einer beliebigen Stelle im
Fluss stehen bleibt, hat man immer noch den Wechsel alle 6
Stunden. Wenn man sich aber fortbewegt, fährt man entweder mit
dem Tidesystem (flussaufwärts) oder eben dagegen. Und das führt
zu den oben erwähnten Effekten.
In den letzten paar Tagen hatten wir hin und wieder ein heftiges
Gewitter, vor drei Tagen unmittelbar bei der Ankunft an unserem
Ankerplatz, letzte Nacht mitten in der Nacht. Es beginnt dann
jeweils heftig zu blasen und dann kommt auch der Regen. 15-30
Minuten, dann ist es wieder vorbei. Wetterleuchten tuts
allenthalben, manchmal gibts auch einen Donner zu hören.
Wenn nach unseren 4 Stunden ein Dorf in der Nähe ist, ankern wir
dort und versuchen dann dort Brot, Früchte, Gemüse und
Shrimps/Fische zu kaufen. Brot gabs meistens, Shrimps auch
einmal, die Mangosaison scheint hier oben leider bereits vorbei
zu sein und andere Früchte gibts nicht. In den Dörfern scheint
das jeweils ein Ereignis zu sein, wenn Weisse auftauchen. Wir
werden immer sehr freundlich begrüsst und dann auch
herumgeführt. Vor allem für die Kinder ist es eine Riesengaudi.
In ca. 2 Stunden werden wir bei James Island eintreffen und dann
liegen morgen noch ca. 16 Meilen bis Banjul vor uns.
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